spirituelle Bibliothek
>deutsch
           >
english
                     >
русский


 


 

DAYA
(gest. 654 / 1256)
Bei Gott! Kein Mensch kann ohne Gott Gottes teilhaftig werden! Überall jedoch, wo dieser Same vorhanden ist, braucht man für seine Pflege die Stellvertretung und Statthalterschaft Gottes durch den Propheten oder Scheich, der ihn vertritt.    

NASAFI
(gest. Ende 7. / 13. Jhd.)
Wisse, die Leute der Einheit lehren: Das Sein ist eines, nicht mehr, und dieses Sein ist Gott. Gott ist ein einziges Sein, wirklich und notwendig, urewig und ohne Ende. In Seinem Sein gibt es keine Vielheit und keine Teile. Derwisch! Wenn ein Wegschreiter eines Tages den Standpunkt erreicht, auf dem er einsieht, dass er weder Wesen noch Eigenschaften, noch Sein, noch Leben hat und dass ihm weder Besitz noch Rang, noch Herrschaft eigen ist, und wenn er erkennt, dass Wesen und Eigenschaften und Sein und Leben Gott eigen und Besitz und Rang und Herrschaft Ihm gehören – an jenem Tag wird an ihn diese Rede ergehen: Wer hat heute die Herrschaft? Und da es außer Gott niemanden gibt, der antworten könnte, wird er selbst die antwort geben: Der eine, allgewaltige Gott (Sure 40,16). Das ist das wesentliche und die Quintessenz der Worte, die die Leute der Einheit zur Erklärung der Einheit des Seins gesprochen haben. Am Ende ist es so: Die Schönheit des Geliebten findet das Herz des Liebenden von allem anderen als ihr leer. Sie nimmt das ganze Herz des Liebenden in Beschlag, sodass nichts anderes mehr Zugang hat. Dann sieht der Liebende sich selbst nicht mehr. Alles sieht er als den Geliebten an. Wenn der Liebende isst und wenn er schläft und wenn er geht und wenn er kommt, meint er, der Geliebte sei es, der isst und schläft und geht und kommt.    

SUFI PROSA UND POESIE 


SIKANDARI
(gest. 709 / 1309)
Das Gottgedenken ist das Freiwerden von Gleichgültigkeit und Vergessen durch ständiges Gegenwärtigsein des Herzens bei Gott. Man sagt auch: Es ist das dauernde Wiederholen des Namen dessen, dessen man gedenkt, mit Herz und Zunge. Das Gottgedenken ist ein Feuer, das nichts übrig lässt und nichts verschont (Sure 74,28) Wenn es ein Haus betritt, spricht es: "Ich, nichts anderes!" Dies ist unter anderem gemeint mit: Es gibt keinen Gott außer Gott." Findet es darin Brennholz, so verbrennt es dieses und es wird Feuer. Wenn darin Finsternis ist, so wird es Licht und erleuchtet das Haus. Wenn darin Licht ist, so wird es Licht über Licht (Sure 24,35). Das Vollkommene ist das Entwerden vom Ich und vom Entwerden. Dem Entwerden zu entwerden ist das Hochziel des Entwerdens. Das Entwerden aber ist der Anfang des mystischen Weges. Es ist das Hingehen zu Gott.


MAHMUD-I KASANI
(gest. 735 / 1334-5)
Wisse: Es zählt zu den wichtigsten Regeln für den Novizen, dass er die Umgangsformen der Gefolgschaft gegenüber dem Scheich beachtet, denn die Wahrung der Ungangsformen führt die Liebe des Herrn herbei. Die Schönheit des Geistes und die Vollkommenheit des Verstandes können nämlich nur in der gestalt schöner Umgangsformen gesehen werden. Wenn immer also der Novize im Umgang mit dem Scheich die Höflichkeit wahrt, gewinnt er durch die Liebe einen Platz im Herzen des Scheichs, und das Auge des göttlichen Erbarmens ruht auf ihm. Gott schaut ja immer mit den Augen des Erbarmens, der Vorsehung und der Fürsorge auf das Herz seiner Freunde. Indem also der Novize im Herzen des Scheichs einen festen Platz findet, umfasst die Segnung unablässiger Wirkungen des göttlichen Erbarmens und ununterbrochener Herabkünfte nie endender Gnade sein Sein.    

BAHARZI
(gest. 736 / 1335-6)
Wisse, ehrlicher Novize, dass man keinen von den Standplätzen verleugnen soll, denn eine der Gaben, die Gott in dieser Welt Seinen Geliebten verleiht, ist, dass Er ihnen das Wort. "Sei!" schenkte – und dies ist die erste Gabe an die Paradiesbewohner des Jenseits. Aber die Geliebten Gottes üben an diesem Wort: "Sei!" Verzicht und machen davon keinen Gebrauch. Wenn Gott das Wort: " Sei!" Seinen Geliebten schenkt, bitten sie Gott darum, dass sie dieses Wort: "Sei!" im Diesseits nicht aussprechen mögen und mit diesem Wort nicht die zustände des Jenseits zu enthüllen suchen, bis der tag gekommen ist, an dem sie Gott begegnen.    


SIMNANI
(gest. 736 / 1336)
Je mehr ein Novize redet, um seine Vollkommenheit zu beweisen, oder tut, damit seine Vollkommenheit zutage trete, desto bekümmerter wird der Scheich. Denn der Scheich verlegt sein ganzes Bemühen darauf, das die eigene Vollkommenheit sehende Auge seiner Seele zu schließen und das Auge, das die Vollkommenheit Gottes sieht, zu öffnen. Die Derwische müssen ständig ihrer Seele auflauern, damit sie jedes Auge, das sie für die eigene Vollkommenheit auftut, sofort wieder schließe. Wenn sie das nicht tun, werden sie erfahren, dass die Seele aus jeder haarspitze ein Auge zum betrachten der eigenen Vollkommenheit öffnet und für den Anblick der Vollkommenheit Gottes blind macht. Denn das ist die Eigenart der Seele.    


MAHMUD B.`UTMAN
(gest. 728 / 1328)
Begebenheiten aus dem Leben des 426 / 1035 verstorbenen Scheichs Abu Ishaq al-Kazaruni: Eines Tages trat ein Derwisch vor den Scheich und sprach: "Scheich, ich brauche dringend fünfzig Dirham und bin zu dir gekommen, damit du mir hilfst!" Der Scheich antwortete: "Nimm Platz!" Der Mann setzte sich. Da kam auch schon jemand zur Tür herein, grüßte, legte ein zusammengebundenes Stück Tuch vor den Scheich und sprach: "Scheich, einige Dirham habe ich dir gebracht, damit du sie für die Derwische verwendest." Der Scheich knüpfte das Tuch auf, rief den Derwisch und gab es ihm. Der Derwisch schaute hinein und zählte fünfzig Dirham. Der Scheich sagte: "Nimm, denn dieses Geld hat man für dich gebracht!" Dann sprach er: " Preis sei Gott, dessen Eigenschaft es ist, von einem Ort einen Bittsteller zu schicken und von einem anderen Ort einen Spender, während ich dazwischen Vermittler bin!"


RUNDI
(gest. 792 / 1390)  
Dem Wachstum der Glaubensgewissheit ist keine Grenze gesetzt: Je mehr man in religiösen Dingen sich bemüht zu verstehen und zu begreifen, desto mehr wächst man in der Glaubensgewissheit über Glaubensgewissheit. Gott schenke uns davon ein reiches Maß in seiner Huld und Güte.


IBN HALDUN
(gest. 808 / 1406)  
Es gibt drei verschiedene Arten des geistigen Kampfes, von denen eine der anderen vorausgeht. Der erste geistliche Kampf ist der geistliche Kampf der Gottesfürchtigkeit. ... Der zweite geistliche Kampf ist der geistliche Kampf der Ausgerichtetheit. ... Der dritte geistliche Kampf ist der geistliche Kampf der Enthüllung und der Einsichtnahme. ....  


`ABD AL-KARIM AL-GILI
(gest. um 832 / 1428)  
Wisse - Gott gebe uns und dir das Gelingen und führe dich zu dir und leite dich recht! - Das Streben (himma) ist das Kostbarste, das Gott in den Menschen gelegt hat.    Für Ausgerichtetheit gibt es zwei Merkmale. Das erste Merkmal ist die absolute Gewissheit darüber, dass genau das Gesuchte erreicht wird. Das zweite Merkmal besteht darin, dass alles Tun und Lassen des Strebenden dienlich ist für die Sache, auf die er es mit seinem Streben abgesehen hat. Ist dem nicht so, dann wird er nicht Besitzer eines Strebens genannt.    Wenn du verstanden hast und erkannt hast, so wisse ferner: Wenn auch die Stellung des Strebens hoch ist und sein Rang gewaltig, so ist es doch ein Vorhang der Trennung für den, der bei ihm Halt macht. Er kann erst emporsteigen, nachdem er es (das Streben) abgelegt hat. Herr ist, wer es übersteigt, bevor er seine Geheimnisse kennt und den Geschmack seiner Früchte. ...  Das heißt: Es gibt keinen Weg außer zu Ihm und es gibt keinen Pfad außer auf Ihm, aber es gibt auch kein Verweilen mit Ihm und bei Ihm, sondern man muss es hinter sich bringen, nachdem man durch es hindurchgegangen ist. Die Wirklichkeit liegt jenseits von Ihm, der Weg aber liegt auf Seinem Hof.


GAMI
(gest. 898 / 1492)  
Du bist nichts, wenn du ein Zweites zu dem Zeitlosen bist. Du bist alles, wenn du nichts wirst.  

Teil 1 - SUFI PROSA UND POESIE >>>
Teil 3 - SUFI PROSA UND POESIE >>>

mehr Informationen zum Sufismus >>>



 

weitere Artikel zum
Thema Sufismus
- Rede v J. Nurbakhsh - Schüler ihrer eigenen Einbildungen >>>


- Musik in Sufismus>>>


 
- tatparah
- Indiajourney 2003
- Indiajourney 2007-08
- contact



     
       

-Sufismus