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HARRAZ
(gest. 277 / 890)
Was ist das Wesen der Hingabe? Die Ergebenheit in die Entscheidung des All-Weisen. Das heißt: Wer die Werke der Dienstbarkeit dem übergibt, und unter den Entscheiden der Erhabenheit der Herrlichkeit Gottes in Glück und Unglück verharrt, der gehört zu den Leuten der Hingabe.      


NURI
(gest. 295 / 907)
Im Herzen des Erkenners gibt es drei Lichter, das Licht der Erkenntnis, das Licht des Verstandes, das Licht des Wissens. Die Erkenntis gleicht der Sonne, der Verstand dem Mond, das Wissen den Sternen. Das Licht der Erkenntnis verhüllt die Leidenschaft, das Licht des Verstandes verhüllt die Lust, das Licht des Wissens verhüllt die Unwissenheit. Mit dem Licht der Erkenntnis sieht er den Herrn, mit dem Licht der Erkenntnis nimmt er die Wahrheit auf, mit dem Licht des Wissens handelt er nach der Wahrheit.  


GUNAYD
(gest. 298 / 911) Sie sagten: Wir möchten nach der Lehre der Sufis fragen. Gunayd antwortete: Sufik ist himmlisches Wissen, nicht ein irdisches, um das sich der Verstand bemühen könnte, um es zu erfassen. Vielmehr ist es die Frucht einer Lauterkeit der Herzen. Sind diese geläutert, so steigen sie auf. Steigen sie auf, so werden sie sicher. Sind sie sicher, so werden sie reich an Erfahrungen. Auf Grund der Erfahrungen wiederum sehen sie tiefere Zusammenhänge.    
SUFI PROSA UND POESIE 

AL- HAKIM AT-TIRMIDI
(gest. ca. 298 / 910)
Gott war und nichts mit ihm. Da regte sich in Gott das Denken, sodass das Wissen in Erscheinung trat und sich der Wille zeigte. Das erste, was Gott erkannte, war Seine Erkenntnis. Das erste, was Gott wollte, war Er.    

SARRAG
(gest. 378 / 988) Der Zustand der Nähe ist einem Menschen eigen, der mit seinem Herzen die Nähe Gottes zu ihm schaut und sich deshalb Gott naht, indem er ihm gehorcht und seine geistige Kraft vor Gott durch ständiges Gottgedenken, offen und geheim, konzentriert.  Nuri fragte einen Mann, der ihn aufgesucht hatte: "Woher kommst du?" Jener antwortete: "Aus Bagdad." Nuri fragte weiter: "Wem hast du dich dort angeschlossen?" Der Mann antwortete: "Dem Abu Hamza." Darauf sagte Nuri: "Wenn du nach Bagdad zurückkommst, dann sage dem Abu Hamza: Die Nähe der Nähe ist in dem, worauf wir hinweisen, die Ferne der Ferne." So hat Abu Ya´qub as-Susi gesagt: "Solange der Mensch in der Nähe ist, gibt es keine Nähe, bis er sich der nähe durch die Nähe entzieht. Wenn er aber dem Schauen auf die Nähe durch die Nähe entronnen ist, so ist das Nähe." Gemeint ist: dem Schauen auf seine Nähe zu Gott durch Gottes Nähe zu ihm. - Der Zustand der Nähe zieht den Zustand der Liebe und den Zustand der Furcht nach sich.... Die Steigerungen der Gewissheit kommen an kein Ende. Sooft man in der Religion Einsichten und Erkenntnisse gewinnt, wächst man auch in Gewissheit über Gewissheit. Die Gewissheit ist die Wurzel aller Zustände Und bei ihr enden auch alle Zustände. Höchster Grad der Gewissheit ist Fröhlichkeit ....    


KALABADI
(gest. 380 (oder 384) / 990 (994))
Der Wollende (murid) ist in Wirklichkeit ein Gewollter (murad) Und der Gewollte ein Wollender, denn wer Gott will, will nur durch ein von Gott ausgehendes, ihm zuvorkommendes Wollen. Der Gewollte ist der, den Gott mit dem Ziehen der All-Macht zieht und dem er die mystischen Zustände enthüllt, wodurch dann die Kraft des Schauens in ihm eine Anstrengung um Gottes willen, eine Hinwendung zu ihm und ein Ertragen der von ihm auferlegten Bürden erweckt.


SULAMI
(gest. 412 / 1021) Sammlung von Aussprüchen berühmter Sufis:   AL-MISRI: Sufi ist der, dessen Rede, wenn er redet, die mystischen Wirklichkeiten offen legt Und dessen Glieder, wenn er schweigt, von ihm sagen, dass er die Anhänglichkeiten abgetrennt hat. Die Vertrautheit mit Gott kommt von der Lauterkeit des Herzens mit Gott. Mit Gott allein sein ist Abgetrennt-Sein von allem anderen als Gott. Wenn die Gewissheit im Herzen gesund ist, ist die Frucht darin gesund. Wer sich mit seinem Tun schmückt, dessen gute Taten sind schlechte Taten. Der Erkenner wird jeden Tag demütiger, weil er jede Stunde Gott näher kommt.   AD-DARANI: Ehrt die Seele die Zufriedenheit mit dem Lauf des Schicksals! Welch vorzügliches mittel zu den Rängen der Erkenntnis!   AR-RAZI: Ausdauer in der Zurückgezogenheit ist ein Zeichen von Aufrichtigkeit.   AN-NURI Wer die Dinge durch Gott begreift, kommt in allen dingen auf Gott zurück.   AL-HALLAG Der Gedankeneinfall von Gott ist der, dem nichts widersteht. Wenn der Mensch den Standplatz der Erkenntnis erreicht, gibt ihm Gott seinen Gedankeneinfall ein Und hütet sein Innerstes davor, dass ihm ein anderer Gedankeneinfall kommt als der von Gott. Wer Gott mit dem Licht des Glaubens sucht, gleicht jemandem, der die sonne mit dem Licht der Sterne sucht.   AS-SIBLI Das Sufitum ist die Zügelung deiner Sinne und das Wachen über deine Atemzüge. Verzicht ist Hinwendung des Herzens von den Dingen zum Herrn der Dinge. Die Schöpfung kommt mir nicht in den Sinn. Wie sollte auch die Schöpfung jemandem in den sinn kommen, der den Schöpfer erkannt hat?   AN-NAHRAGURI Die Wüsten des Diesseits werden mit den Füßen durchmessen, die Wüsten des Jenseits mit dem Herzen. Das diesseits ist ein Meer, das Jenseits ein Ufer, das Schiff ist die Gottesfürchtigkeit, und die Menschen sind Reisende. Am besten von allen Menschen kennt derjenige Gott, der über Ihn am ratlosesten ist.   AL-MAGRIBI Das Herz der Leute der Wahrheit ist ein gegenwärtiges Herz, ihre Ohren sind offene Ohren.   ANNASRABADI Jedes Geheimnis, das von der Torheit des Mensch-Sein frei ist, ist ein göttliches Geheimnis. Das Blut der verwandten gerät bei der Begegnung in Bewegung, das Blut der Liebenden aber siedet und kocht. Die Lasten Gottes können nur die Tragtiere Gottes tragen.    

ABU SA`ID
(gest. 440 / 1049)
Ein Derwisch fragte unseren Scheich: "Scheich, was ist die Wurzel des Wollens?" Unser Scheich antwortete: "Dass jemandes Wollen ein Werden wird. Es besteht ein Unterschied zwischen Wollen und Werden. Im Wollen stellt sich ein Schwanken ein: bald handelt er, bald nicht. Im Werden kann kein Haar dazwischen kommen. Das Wollen ist partiell, das Werden universell. ...    


QUSAYRI
(gest. 465 / 1072)
Der Novize soll keine weitgespannte Hoffnung hegen. Der Arme ist nämlich der Sohn eines Nu. Wenn er also über die Zukunft Pläne macht und nach anderem Ausschau hält als dem Nu, in dem er sich befindet, und seine Hoffnung auf das setzt, was ihm noch bevorsteht, dann kommt bei ihm nichts heraus.    


GULLABI
(gest. 465 (569) / 1072 (1077))
Beklommenheit (gabd) und Beglückung (bast) sind zwei Zustände, die dem menschlichen Bemühen entzogen sind, sodass weder ihr kommen durch eine Aneignung (kasb) zustande kommt, noch ihr Gehen durch eine Anstrengung. Gott spricht: Gott macht beklommen und beglückt (Sure 2,245). Beklommenheit besteht in der Beklommenheit des Herzens im Zustand der Verschleierung, Beglückung besteht in der Beglückung des Herzens im Zustand der Enthüllung. Beides kommt von Gott ohne menschliches Bemühen. Die Beklommenheit im Leben der Erkenner ist wie die Furcht im Leben der Novizen, die Beglückung im Leben der Erkenner ist wie die Hoffnung im Leben der Novizen, gemäß der Lehre der Sufis, die die Ausdrücke: "Beklommenheit und Beglückung" in diesem sinn gebrauchen.    


ANSARI
(gest 481 / 1089)
Einst habe ich einem, der mich nach dem Einheitsbekenntnis der Sufis fragte, mit den folgenden Versen geantwortet: Kein einziger bekennt die Einheit des Einen, denn jeder, der seine Einheit bekennt, ist ein Lügner. Das Einheitsbekenntnis dessen, der seine Beschreibung ausspricht, ist inhaltsleer, entkräftet durch den Einen. Gottes Bekenntnis seiner selbst als den einen ist das wahre Bekenntnis seiner Einheit. Die Beschreibung für den aber, der beschreibt, ist Ketzer.    


AHMAD-I GAZZALI
(gest. 520 / 1126)
Sich durch sein Selbst zu gehören, ist eines, sich durch seinen Geliebten zu gehören ein anderes. Sich durch sein Selbst zu gehören ist die Unreife des Anfangs der Liebe. Wenn man aber auf dem Weg der Reife nicht mehr sich gehört und seinem Selbst entrinnt, dann kommt man zu Ihm, dann mit Ihm von Ihm her zu sich.    

SUFI PROSA UND POESIE 


MAYBUDI
(gest. 520 / 1126)
Nicht jeder, der den Weg gesehen hat, ist auf dem Weg gegangen, und nicht jeder, der gegangen ist, hat das Ziel erreicht. Gar mancher hat gehört, aber nicht gesehen, gar mancher hat gesehen, aber nicht erkannt, gar mancher hat erkannt, aber nicht gefunden.    


HAMADANI
(hingerichtet 525 7 1131)
Treuer, zahlreich sind für den Sucher auf dem Wege Gottes die Erfordernisse. Alle Mystiker haben es kurz gesagt. Einer aber ausführlich: Sämtliche Konfessionen der bekannten Gruppierungen sind am Anfang auf dem Weg des Wegschreiters in seinen Augen eine einzige und erscheinen als eine einzige. Stellt er einen unterschied fest oder macht er einen Unterschied, so ist er Trenner und Unterscheider, nicht Sucher. Dieses Unterscheiden ist für den Sucher noch eine Absperrung des Weges. Kommt er an das Ende des Suchens, so hat er keine Konfession mehr außer der Konfession des Gesuchten. Man fragte Husayn-i Mansur: "Was für eine Konfession hast du?" Er antwortete: "Ich habe die Konfession des Herrn." Für die Großen des mystischen Weges war ihr Meister Gott. Sie haben also die Konfession Gottes.


`ABD AL-QADIR AL-GILI
(gest 561 / 1166) Wisse, dass eines jeden Menschen Plage danach bemessen ist, wie er sich dem  von der Vorherbestimmung Vorherbestimmten widersetzt und wie er seiner Lust zustimmt und die Zufriedenheit mit dem Ratschluss Gottes aufgibt. Wer mit dem göttlichen Ratschluss zufrieden ist, findet Ruhe. Alles in allem ist der Zufriedene der, der sich der göttlichen Vorherbestimmung nicht widersetzt. Die Scheiche haben erklärt. "Die Zufriedenheit mit seinem Ratschluss ist das große Tor und das Paradies des Diesseits." Das heißt: Wer mit der Zufriedenheit ausgezeichnet wurde, der hat die vollkommenste Weite erreicht und wurde mit der höchsten Gottesnähe beehrt.


RUZBIHAN
(gest. 606 / 1209)
Einmal schaute ich Gott in den Eigenschaften der Erhabenheit und der Freundlichkeit, während die Engel mit Ihm waren. Ich fragte: "Mein Gott, wie wirst Du meinen Geist ergreifen?" Er antwortete: "Ich werde aus der Tiefe der Urewigkeit zu dir kommen und mit meiner Hand deinen Geist ergreifen. Ich werde dich zum Standplatz des Mit-Seins führen, dir vom Wein des Nahe-Seins zu trinken geben und dir meine Freundlichkeit und Erhabenheit auf ewig zeigen, so wie du es willst, ohne Vorhang der Trennung."  Ein anders Mal sah ich Gott in allerschönster Gestalt. Ich verliebte mich in Seine Schönheit und Seine Eigenschaften und war in Sorge um die Nähe zu Ihm und die Verbindung mit Ihm. Ganz in der Nähe hielt ich mich auf und flehte demütig. Dann zeigte Er sich mir, während Er etwas in der Hand hielt. Ich fragte: "Mein Gott, was ist das?" Er antwortete: "Dein Herz!" Ich fragte: "Mein Herz hat einen Rang, der in Deiner Hand ist?" Nun durchforschte Er mein Herz. Er faltete es auseinander, da überdeckte mein Herz alles vom Gottesthron bis zur Erde. Ich fragte: "Das ist mein Herz?" Er antwortete: "Das ist dein Herz! Es ist das weiteste aller Dinge." Während er mein Herz hielt, ging er in die Region der Wesenswelt. Ich ging mit Ihm, bis ich zur Halle des Übersinnlichen vom Übersinnlichen kam. Ich fragte: "Wohin gehst Du?" Er antwortete: "In die Welt der Anfangslosigkeit, um auf sie zu schauen. Ich erschaffe in ihr Schöpfungswunder und enthülle mich ihr bis in die endlose Ewigkeit in der Eigenschaft der Göttlichkeit." Ich fragte: " In welcher Eigenschaft warst Du in der Urewigkeit?" Er sprach: "Dorthin gibt es für dich keinen Zugang." Ich flehte und sprach: "Gerade das erbitte ich." Da erschien der aller Glanz der Majestät und ich verschwand vollkommen. An mein Innerstes erging das Wort: "Kennst du den Sinn des Prophetenwortes: "Die Herzen sind zwischen zwei Fingern des Erhabenen; Er dreht und wendet sie, wie Er will"? Du hast es zwischen Seinen Fingern gesehen hast."    
LIEBE - ´ESHQ | SUFI PROSA UND POESIE 


ATTAR
(gest. 617 / 1220?)
Aus seiner Sammlung von Berichten über Leben und Lehren bekannter Heiliger: Eine Menge Leute begab sich einmal auf die Reise. Sie sagten zu Abu l-Hasan-i Haraqani: "Scheich, die Reise ist gefährlich. Lehre uns ein Gebet, durch das ein heraufziehendes Unheil abgewendet werden kann!" Der Scheich sprach: "Wenn euch ein Unheil begegnet, so ruft Abu l-Hasan an!" Den Leuten missfiel diese Rede. Als sie dann unterwegs waren, tauchten Räuber auf und fielen über sie her. Einer von ihnen rief sogleich den Scheich an und entschwand ihren blicken. Die Räuber schrieen: "Hier war doch ein Mann! Wo ist er hin? Wir sehen weder ihn noch sein Gepäck, noch sein Tier!" So kam es, dass er und seine Waren keinerlei schaden erlitten, während die anderen nackt und ausgeplündert zurück blieben. Als sie den Mann heil sahen, waren sie sprachlos vor Staunen, bis er erzählte, wie es dazu kam. Als sie wieder zum Scheich zurückkamen, fragten sie ihn: "Um Gottes willen, was ist das für ein Geheimnis? Wir alle haben zu Gott gerufen, hatten aber keinen Erfolg. Dieser eine hat zu dir gerufen, und er entschwand ihren Blicken." Der Scheich antwortete: "Wenn ihr zu Gott ruft, ruft ihr zu Ihm gleichnishaft., Abu l-Hasan aber tut es wirklich. Ruft Abu l-Hasan an, dann ruft Abu l-Hasan für euch Gott an, und so kommt ihr zum Ziel, Denn wenn ihr Gott nur gleichnishaft und gewohnheitsmäßig anruft, nützt es nichts."    


SUHRAWARDI
(gest. 632 / 1234)
Durch die Gottesfürchtigkeit findet man zum reinen Gedanken, durch sie wird dessen Tor geöffnet. Der Gottesdiener verharrt in der Gottesfürchtigkeit, um schließlich seine Glieder gegen verwerfliches tun zu schützen, dann sie gegen Überflüssiges und dinge, die ihm nichts angehen, zu schützen, sodass er nur noch das sagt und tut, was sich nicht vermeiden lässt. Dann geht seine Gottesfürchtigkeit auf sein Inneres über und reinigt sein Inneres und hält es vom Verwerflichen zurück.  ... Indes er so auf der Hut ist, erglüht das Herz vom Gottesgedenken wie die Sterne am Zenit des Himmels, und das herz wird zu einem Himmel, der von den schönen Sternen des Gottesgedenkens behütet wird.


IBN AL-FARID
(gest.632 / 1235)
Es freut sich nicht des Lebens in dieser Welt, wer nüchtern lebt, Und wer nicht stirbt am Rausch von ihm, entgangen ist die Klugheit ihm. Sich selbst beweine jeder, der sein Leben hat verschwendet, Und nichts von diesem Weine war sein Anteil und sein Los.    

Teil 2 - SUFI PROSA UND POESIE >>>

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